Es war mir schon lange ein Dorn im Auge, dass bei meinem Handy Kontakte
und Kalender via Google synchronisiert wurden. Zu Beginn habe ich die
Synchronisierung nicht genutzt, aber nachdem ich bei einem Konzert mein
Smartphone im Moshpit verloren hatte und beim neuen Telefon erst mal
wieder alle Rufnummern mühsam zusammensuchen musste habe ich die bittere
Pille geschluckt und die Synchronisation aktiviert. Der
NSA-Skandal
war eine gute Erinnerung nach einer Alternative zu suchen, welche ich in
dem OpenSource-Tool Owncloud gefunden habe.
Owncloud kann neben der Synchronisation von Kalender und Adressbuch auch
zur Ablage von Dateien und zum Austausch dieser genutzt werden, ähnlich
dem bekannten Tool DropBox. Doch das ist hier nicht das Thema.
Im ersten Schritt benötigt man für Owncloud eigenen Webspace. Ich habe
zwar bereits welchen (da ist schließlich mein Blog gehosted), aber da
ich in letzter einige Probleme hier hatte wollte ich mir mal einen
anderen Provider ansehen. In uberspace habe ich
einen tollen, deutschen Provider gefunden (meine Daten sollen ja nicht
durch die schnüffelnden USA fließen¹). Uberspace ist ein
außergewöhnlicher Shared
Hoster, auf den ich hier
bestimmt noch mal gesondert eingehen werde. Dort kann man für 1€
monatlich (man zahlt so viel man möchte, mindestens 1€) 10GB an Speicher
und 100GB an Traffic erwerben, das sind Dimensionen die man mit einer
privaten Homepage niemals auch nur annähernd erreicht. Mit einer
.de-Domain erhöht sich der zu leistende Mindestbetrag auf 1,50€. Das
Angebot kostet den ersten Monat noch keinen Cent, man kann also ohne
jegliche Verpflichtung einen Monat den Service testen.
Nachdem ich mir dort einen Account erstellt habe, war der erste Punkt
Owncloud zu installieren. Dazu loggt man sich per
SSH auf dem eigenen Uberspace ein:
ssh $user@$server.uberspace.de
$user und $server sind natürlich
durch den eigenen Uberspace-Benutzernamen und Uberspace-Server zu
ersetzen. Danach lädt man die aktuelle Owncloud-Version (im Moment
5.0.10) herunter und entpackt diese. In meinem Beispiel schiebe ich
Owncloud in den Ordner owncloud, so dass es später über
https://$user.$server.uberspace.de/owncloud
zu erreichen wäre.
Abschließend müssen noch die korrekten Rechte der Konfigurationsdatei
gesetzt werden.
wget http://download.owncloud.org/community/owncloud-5.0.10.tar.bz2
tar -xjvf owncloud-5.0.10.tar.bz2
mv owncloud html/owncloud
chmod 0700 html/owncloud/config
Darauf ruft man Owncloud via
https://$user.$server.uberspace.de/owncloud
auf und vergibt die
Nutzerdaten. Anschließend ist Owncloud auch schon betriebsbereit. Die
Installation ist auch im
Uberspace-Wiki
beschrieben.
Zum Synchronisieren der Daten benötigen wir unter Android noch zwei
Apps. Bei mir hat es, wie in diesem
Blog-Eintrag beschrieben, mit
CalDav
und
CardDav
gut funktioniert.
Die Einrichtung ist nicht sehr kompliziert und ich gehe nicht näher
darauf ein, da sie im verlinkten Blog-Eintrag gut beschrieben ist. Man
sollte danach auf keinen Fall vergessen in Androids Konten-Einstellungen
die Synchronisation des Kalenders und Adressbuchs zu Google zu
deaktivieren.
[Update 2014-05-15]\
Mittlerweile habe ich ein Handy mit einer aktuellen Android-Version und nutze für die Synchronisation von Kontakten und Kalender eine App. DAVdroid gibt es relativ günstig bei Google Play oder kostenlos bei F-Droid.
Ich möchte die Kontaktdaten aber ebenfalls mit meinem
Thunderbird-Adressbuch synchronisieren, dazu benötigt man den
SoGo-Connector
und die CardDav-Adresse. Letztere erhält man, indem man bei Owncloud das
Adressbuch öffnet, links unten das Zahnrad und darauf die Weltkugel
anklickt. Nun öffnet man im Thunderbird das Adressbuch und wählt
Datei -> Neu -> Remote-Adressbuch
und fügt den Link bei URL: ein.
That’s it. Eine bebilderte Anleitung zur Einrichtung im Thunderbird
findet man
hier.
Zum Synchronisieren der Kalendereinträge mit Thunderbird gibt es das
Kalender-AddOn
Lightning. Die
benötigte CalDav-Adresse erhält man, indem man in Owncloud im Kalender,
diesmal rechts oben, das Zahnrad und anschließend die Weltkugel
anklickt. Im Thunderbird wählt man Datei -> Neu -> Kalender
, trifft
die Auswahl Im Netzwerk
, >CalDav
und gibt die, zuvor kopierte,
Adresse ein.
¹ Leider kann man nicht 100%ig garantieren, dass die Daten Deutschland nicht verlassen, selbst wenn man aus Deutschland eine Verbindung zu einem deutschen Server aufbaut. Zumindest werden meine Daten nicht mehr in den USA und ganz besonders nicht bei Google gespeichert.