Auf der Seite secitem wurde heute der Kommentar 1,5 Jahre XMPP und warum ich es nicht mehr nutze veröffentlicht, zu dem ich gerne einen Kommentar abgegeben hätte. Leider gibt es auf der Seite keine Kommentarfunktion weshalb ich hier antworte.
Jeder weiß, dass Messenger wie Whatsapp oder Signal sehr einfach zu nutzen sind, da das Telefonbuch durchforstet wird und Kontakte, die den jeweiligen Messenger auch nutzen, automatisch zur Kontaktliste hinzugefügt werden. Es entfällt also das Austauschen von Kontaktdaten, da man ja bereits die Mobilnummern von Freunden im Adressbuch hat.
Bei XMPP muss man sich bei einem Server registrieren, eine Anwendung installieren, die Anmeldedaten eingeben, Freunde nach dem Nick bzw. der XMPP-Adresse fragen und diese hinzufügen.
Am Ende des Tages schrecken genau diese Hürden viele potenzielle Nutzer ab und XMPP handelt sich den Ruf ein, „altmodisch" oder „kompliziert" zu sein.
Das mag ich so nicht gelten lassen, denn die Leute, die sich darüber beschweren, dass XMPP kompliziert sei schaffen es in der Regel sich bei Facebook zu registrieren, die Facebook App zu installieren und die Anmeldedaten einzugeben. Komplizierter ist XMPP auch nicht. Warum wird da mit zweierlei Maß gemessen?
Im Gegensatz zu geschlossenen Messengern wie Whatsapp, Signal, Threema oder Telegram gibt es bei XMPP Föderation, d.h. es gibt viele Server bei denen man sich registrieren kann und diese bauen untereinander Verbindungen auf, so dass man auch mit Nutzern anderer Server kommunizieren kann. Das ist vergleichbar mit Email, da kann man auch von yahoo Emails an web.de senden.
Tatsache ist aber, dass dieses Föderationskonzept bei XMPP unzureichend zum Einsatz kommt. Genau wie im Diaspora-Netzwerk konzentrieren sich die meisten Nutzer auf wenige Server. Gleichzeitig gibt es sehr viele Server, die verhältnismäßig kaum Nutzer haben.
Ich verstehe nicht, wie man gleichzeitig aussagen kann, dass die meisten Nutzer auf wenigen großen Servern registriert sind und gleichzeitig kritisieren kann, dass es viele Server mit wenigen Nutzern gibt. Ersteres ist wirklich nicht im Sinne von Föderation aber Letzteres ist ein gute Umsetzung der Dezentralität. Wenn es viele kleine Server gibt, die von technisch interessierten für ihre Freunde und Familie aufgesetzt werden ist das doch wünschenswert.
XMPP-Clients – viel Masse, wenig Klasse
Auf der anderen Seite sieht es bei den Clients wenig besser aus. Conversations ist unbestreitbar ein sehr guter Messenger. Allerdings ist es derzeit nur auf Android-Geräten lauffähig. Wer alleine schon XEP-0384 OMEMO einsetzen will, kann derzeit nur zwischen vier Messengern wählen.
Mit Conversations gibt es einen hervorragenden Mobilclient und mit Gajim einen sehr guten Desktopclient. Damit ist man den großen Messengern schon mindestens ebenbürtig. Da viele der großen Messenger keinen ordentlichen Desktopclient anbieten ist man diesen sogar schon ein Stück voraus.
Zusätzlich gibt es noch weitere Clients, die zwar (noch) nicht alle Features unterstützen, die man sich evtl. wünscht, aber diese mit der Zeit auch noch implementieren werden. Dass es im Gegensatz zu den geschlossenen Messengern Alternativen in der App-Auswahl gibt sehe ich weiterhin als Vorteil auch wenn einige noch Entwicklungspotenzial haben.
Ich bin jetzt nicht auf alle Punkte aus den Original-Post eingegangen, aber ich wollte auch nicht den ganzen Artikel kommentieren. Hätte die Seite eine Kommentarfunktion hätte ich stattdesen dort einen kurzen Kommentar hinterlassen.