Heute hatte ich einen Brief der Raiffeisen-Volksbank Miltenberg, welche mittlerweile zur Volksbank Odenwald eG aus Michelstadt gehört, im Briefkasten.
Da ich die Bank bisher nicht um ihr Einverständnis den Brief zu veröffentlichen gebeten habe und ein Laie in Rechtsfragen bin, werde ich hier vorerst nur eine Zusammenfassung des Briefs in eigenen Worten veröffentlichen:
Einleitend wurde gemutmaßt, dass ich als freiwilliges Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse doch sicher spüre, dass Kassenleistungen nicht besser werden (das tue ich nicht, mein hervorragender Hausarzt Dr. Michels hat mich bisher so gut behandelt, dass ich nicht weiß wie der Service als Privatpatient noch besser werden könnte) und ich nicht weiter zögern solle eine private Krankenversicherung abzuschließen. Natürlich wurde auch konkret eine Krankenversicherung genannt und es wurden angebliche Vorteile beworben.
Mein erster Gedanke war: Woher weiß meine Bank, dass ich freiwillig
kassenversichert bin?
Ich kann es mir nur so erklären, dass meine Bank meine Kontobewegungen
analysiert und anhand meines Nettoeinkommens gemutmaßt hat, dass mein
Bruttogehalt wohl über der
Beitragsbemessungsgrenze
liegt. Weiter muss meine Bank (es fällt mir zunehmend schwerer sie so zu
nennen) mein Konto nach Abbuchungen oder Überweisungen von bzw. zu
bekannten Privatversicherern gescannt haben um zu der Erkenntnis zu
kommen, dass ich freiwilliges Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse
bin.
Ich persönlich empfinde es als dreist, dass die Bank (ich werde nicht mehr "meine Bank" schreiben) meine Kontobewegungen analysiert um mir dann Werbung zuzusenden. Ich zahle für mein Girokonto 3,80€ im Monat (bzw. 9€ im Monat, wenn im Abrechnungszeitraum das durchschnittliche Guthaben unter 2000€ liegt) und ich bin nicht gewillt hinzunehmen, dass die Bank meine Kontobewegungen analysiert und sie für Werbung (für die sie vermutlich dann bei erfolgreichem Abschluss Vermittlungsgebühren kassiert) nutzt.
Wenn ich trotz Zahlung einer recht hohen Kontoführungsgebühr verraten und verkauft werde, dann bleiben für mich nur zwei Alternativen:
- Ich gehe zu einer der vielen kostenlosen Onlinebanken (Wenn ich schon verraten und verkauft werde, dann muss ich wenigstens nicht dafür zahlen).
- Ich suche mir eine Bank, die evtl. teurer ist aber meine Privatsphäre akzeptiert und mich nicht zum Produkt macht (Vorschläge sind willkommen).
Ich habe jedenfalls aufgrund dieses Briefes den Entschluss gefasst binnen eines Jahres dieses Kreditinstitut zu verlassen und auch meine Anteile an diesem Kreditinstitut zu verkaufen (ja, ich war so blöd und hab da Anteile gekauft). Am liebsten wäre es mir ja dies sofort zu tun, aber leider habe ich derzeit viel um die Ohren und der Wechsel des Bankkontos ist eine große Sache, da man die Kontodaten bei so vielen Diensten ändern muss. So etwas tut man normalerweise nicht ohne triftigen Grund, daher habe ich auch nicht darüber nachgedacht zu wechseln als ich von einem kostenlosen Studentenkonto auf ein vergleichsweise teures Girokonto umstellen musste. Die paar Euro waren mir schlicht egal, aber dass ich als Produkt verkauft werde ist mir alles andere als egal und Motivation genug die Bank zu wechseln.
Ich werde bei der Raiffeisenbank Miltenberg nachfragen ob ich den Werbebrief (mit zensierten persönlichen Daten von mir und der Verfasserin) veröffentlichen darf.
Nachtrag
Ich bin freiwillig kassenversichert obwohl ich mich privat versichern könnte, das hat mehrere Gründe:
- Ich finde die Idee des Solidaritätsprinzips gut, leider wird dies unterminiert indem viele gut Verdienende in private Versicherungen wechseln
- Privatversicherungen mögen für mich als junger, gesunder Mensch günstiger sein, aber wer weiß was die Privatversicherer verlangen wenn ich mal alt bin oder evtl. schwer krank werde?
- Ich habe keine Lust meine Arzt- und Krankenhauskosten erst mal vorzustrecken und dann von der Versicherung zurück zu holen. Am Ende stellen die sich noch wegen irgendeines Formfehlers quer.