Es ist einfach nicht schön einen Blog mit nur einem nichts sagenden
Eröffnungspost online zu stellen. Deshalb habe ich beschlossen hier ein
CD-Review zu Ensiferum – Unsung Heroes, welches ich am 25.08.2012 für
ein privates Forum verfasst habe, online zu stellen.
In der Regel fallen meine Worte zu neuen Alben dort eher kürzer aus,
aber da ich diese CD recht ausführlich beschrieben habe, möchte ich mein
Review mit der Allgemeinheit teilen und zur Diskussion stellen. Dazu
möchte ich aber gleich anmerken, dass ich einiges heute, da die CD
mittlerweile den Dauertest bestehen musste, anders bewerten würde.
Ensiferum – Unsung Heroes
Die CD kommt im Digipack mit einer DVD, welche ein Studio-Tagebuch über
die Entstehung vom Album beinhaltet. Die DVD hab ich noch nicht
angeschaut, da mich das auch erst mal gar nicht interessiert. Während
asunder die CD in meine Sammlung rippt schau ich mir mal die Hardware
an:
Das Digipack ist, wie bei Ensiferum üblich, mit einer hübschen (fast
schon kitschigen) Wikinger-Zeichnung bedruckt. Ist eigentlich recht
schick, aber durch die Farbgebung (pink, wtf?) wirkt es diesmal doch
schon arg kitschig.
Wie auch bei den anderen Alben enthält das Booklet, sämtliche Texte, ein
Gruppenfoto der Band und Danksagungen.
So, asunder ist auch fertig, das Album erscheint in Clementine → los geht’s mit dem ersten Hören.
Symbols
Ein relativ seichtes Intro mit gezupften Klängen und später
zurückhaltendem Einsatz von Streichern und Bläsern. Relativ
nichtssagend, könnte auch Hintergrundmusik von Spielen wie Gothic oder
mittelalterlichen Filmen sein. Bisher das definitiv schwächste
Ensi-Intro.
In My Sword I Trust
Kennt man ja vom Video, ein typischer Ensiferum-Song. Nichts
außergewöhnliches aber lässt sich anhören, solide Kost wie man sie von
Ensi gewohnt ist.
Unsung Heroes
Der Titelsong beginnt erst mal in einem für Ensi ungewöhnlichen Rhythmus
entwickelt sich aber schnell zu einem typischen Ensiferum-Song mit
heiserem Gesang abgewechselt durch clean vocals und Chorgesang,
melodischen Gitarren überlagert durch Keyboardmelodien. Neu ist, dass
der Chorgesang in diesem Song teilweise klassische Tiefe hat. Ähnlich
den Gesängen in Hollenthons Opus Magnum oder Tyrants and Wraith.
Burning Leaves
Beginnt mit einer flotten, fröhlichen Melodie und führt diese auch bis
zum Rest des Liedes fort, zwischendurch wieder das obligatorische
Wechselspiel zwischen Growls (naja, ist bei Ensi ja eher heiseres
Schreien als growling
)
und clean vocals. Bei den cleanen Passagen fällt allerdings eine
Veränderung in der Gesangsart auf. So habe ich das bisher noch auf
keiner Ensi-CD vernommen. Klingt fast schon wie Mainstream-Gesang…
Ok, daran ist erstmals nichts auszusetzen da es gut ist wenn Bands
experimentieren und nicht jedes Lied gleich klingt, aber ich hoffe dass
sie das in den kommenden Songs und Alben nicht weiterführen.
Gegen Ende kommt es nochmal zu einer ruhigeren Stelle mit finnischem
Chorgesang.
[Nachtrag:] Beim zweiten Hören
fällt mir auf, dass die cleanen Passagen etwas an Amorphis erinnern.
Celestial Bond
Ein Lied der ruhigeren Töne mit lieblichem Frauengesang. Vergleichbar
mit Mourning Heart vom 2. Album Iron.
Retribution Shall Be Mine
Nachdem mit Celestial Bond Geschwindigkeit rausgenommen und leisere
Töne angeschlagen wurden geht es hier wieder etwas ruppiger zur Sache.
Ein flotter Einstieg in den Song mit für Ensiferum-Verhältnisse
ungewöhnlich viel Bassdrum und Petri bellt die Vocals raus. Auch wenn
später dezent einsetzende Orchesterpassagen und clean vocals plus Chor
wieder kurzzeitig etwas Geschwindigkeit rausnehmen geht der Song
ziemlich “straight forward” und wird wohl ein schweißtreibender
Moshpit-Kracher für Live-Auftritte werden.
Star Queen (Celestial Bond PartII)
Das Lied startet mit einer Instrumentalen Passage, später setzen auch
E-Gitarren ein, werden aber schnell wieder rausgenommen und es folgt
Gesang in clean vocals. Zum melodischen Refrain mit Ohrwurmcharakter
dürfen die E-Gitarren dann auch wieder einsetzen.
Insgesamt ein eher softes, sehr melodisches Lied das ins Ohr geht.
Pohjola
Pohjola ist wieder ein flotterer Song, der finnisch gesungen wird. Der
Text stammt von Yrjö Koskinen (1803 – 1903), scheint also etwas älter
zu sein.
Die Stimmung des Liedes ist durchaus wieder sehr fröhlich, die Chöre
erinnern aber teilweise wieder etwas an Hollenthon. Später wird eine
Stelle des Liedes eher gesprochen als gesungen, was mich sehr an ein
altes Finntroll-Lied erinnert. Das Lied gefällt mir durchweg ziemlich
gut, vereinzelte Ähnlichkeiten zu Hollenthon oder Finntroll stören mich
nicht, da das beides ebenfalls gute Bands sind und es sich wirklich nur
um Ähnlichkeiten handelt. Ensiferum bleiben ihrem Stil treu, obwohl sie
auf diesem Album wieder etwas anders klingen.
Last Breath
Last Breath ist ein ruhigeres Lied ohne E-Gitarren, dafür mit Flöten
etc.
Der Song transportiert eine ganz coole, teilweise etwas düstere,
Stimmung.
Passion, Proof, Power
Ein sehr episches Stück, welches mit orchestralen Klängen beginnt und
anschließend mit melodischem Gesang begeistert. Darauf folgen
Klavierklänge, lieblicher Frauengesang und dann treten sie aufs Gas und
starten mit E-Gitarren und dem Petri-typischen heiseren Gesang durch.
Auch später im Song setzt immer Mal wieder der Frauengesang oder ein
Chor ein.
Dieses Lied enthält alles, Melodic-Death-Passagen, Frauengesang, Chöre,
Gitarrensoli und epische, orchestrale Passagen und sogar Pferdegewieher,
Hühnergegacker (!
)
und einen deutschen Dialog
(“Hey, was machst du so?”
“Joar nicht viel, meine Frau ist gerade los und kauft Wurst, ich denk
ich geh auf ein Bier ins Zwielicht-Gasthaus¹.”
“Super, da komm ich mit.”
“Hier her, hier entlang! Willkommen edle Herren. Bei uns sind die Weiber
schön und die Männer wild. Es gibt reichlich zu essen, das beste Bier.
Und am Ende des Tages werden wir eine (???) Hexe dem Feuer übergeben.
Vorher lasst euch unterhalten von weitgereisten Spielleuten, welche
ebenfalls verbrannt werden, sollten sie ihre Spielzeit überziehen.”
“Entschuldigen Sie bitte, wer spielt denn heute Abend?”
Der Zwielicht-Gasthaus-Wirt (?): “Ensiferum und Finntroll aus
Finnland!”
“Ja, wunderbar!” ).
Ein tolles Lied, das 17min lang unterhält ohne dabei langweilig zu
werden.
[Nachtrag:] Der deutsche Dialog
wurde anscheinend von den apokalyptischen Reitern beigesteuert.
Bamboleo
Nach Metallicas Battery und Uria Heeps Lady in Black mal wieder eine
Coverversion. Diesmal rücken sie Gipsy Kings’ Bamboleo zu Leibe.
Was soll man dazu sagen, ein Partykracher halt.
Bamboleo, bambolea
Porque mi vida, yo la prefiero vivir asi
Bamboleo, bambolea
Porque mi vida, yo la prefiero vivir asi
[Fazit] Nach dem ersten Hören scheint es wieder eine solide Arbeit von Ensiferum zu sein, die ihr Geld wert war. Ich denke ich werde die CD in den nächsten Tagen etwas intensiver hören und schauen ob sie den Dauertest besteht oder schnell langweilig wird. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich an dem Album dauerhauft meine Freude haben werde. Nach dem ersten Durchgang hat sich noch kein Lied als Favorit herausgestellt, da das ganze Album durchwegs auf hohem Niveau angesiedelt ist. Einzig Bamboleo hat schon Kultfaktor.
¹ Twilight-Tavern vom vorigen Album From Afar?