Ups und Downs mit dem verlorenen Koffer

Ich fliege häufiger, aber gestern passierte mir etwas, das mir zuvor noch nie passiert war: Mein Koffer (bzw. einer meiner Koffer) kam nicht über das Förderband an.

Ich gab in Paris zwei Koffer auf, einer von beiden kam nicht in München an der Gepäckausgabe an.

Nachdem ich eine Weile vergeblich wartete, dass das Förderband wieder anläuft, ging ich zum 'lost and found' von AirFrance und meldete, dass nur einer von zwei Koffern ankam. Daraufhin erhielt ich folgende Antwort:

Ich habe bereits angerufen, es kommt noch eine Ladung Koffer.

Ich setzte mich wieder hin und las mein Handgepäckbuch... Nach einer Weile kam die Person auf mich zu und eröffnete mir, dass wohl doch keine Koffer mehr kommen und ich eine Verlustmeldung aufgeben solle.

Soweit so gut, aber mir passierte dieses Mal dummerweise ein Missgeschick: Ich hatte meinen Wohnungsschlüssel im Koffer. Üblicherweise nehme ich diesen vor CheckIn aus dem Gepäck und packe ihn in meine Hose oder mein Handgepäck. Dies hatte ich zum ersten Mal vergessen und Murphys Law schlug zu: Ich vergesse einmal meinen Schlüssel im aufgegebenen Gepäck, zum ersten Mal geht eines meiner Gepäckstücke verloren (und ich fliege häufig) und natürlich kommt mein Firmenkoffer in München an, mein Privatkoffer (mit Haustürschlüssel) hingegen nicht.

Mein erster Gedanke: Wie kann ein Koffer denn auf einem Direktflug verloren gehen? Bei Flügen mit Umstieg an einem Drehkreuz und eventuell kurzen Umstiegszeiten kann ich mir das ja noch vorstellen, aber bei 55min Umstiegszeit in Amsterdam oder 1:05h Umstiegszeit in Doha war dies noch nie ein Thema. Aber in Paris schafft man es, dass von zwei aufgegebenen Gepäckstücken eines auf einem Direktflug verloren geht. Man kann ja nicht mal von verloren sprechen, das war der Koffer ja nie. Er wurde einfach nicht eingeladen, es bestand nie ein Zweifel, dass er noch in Paris steht.

Ok, so weit so dumm. Es war mein Fehler, dass mein Schlüssel im Koffer war und ich keine Chance hatte in mein Wohnung zu kommen, aber mich wundert doch wie lange es dauerte bis ich meinen Koffer zurückbekam.

Als ich mit der Frau am Schalter redete, fragte ich diese ob es heute noch Flüge zwischen Paris und München mit AirFrance gebe. Darauf wurde mir geantwortet, dass noch drei weitere AirFrance-Flüge von Paris nach München fliegen. Auf meine Frage, ob dann nicht mein Koffer noch am selben Tage ankommen sollte wurde mir geantwortet, dass dies durchaus wahrscheinlich sei.

Meine naive Annahme war ja: Flughäfen sind automatisiert und die Koffer über die UID fest identifizierbar und daher sollte doch schon kurz nach Abheben das System wissen der Koffer mit der UID XYZ steht noch in Paris obwohl der Flieger nach München schon weg ist und somit über das System automatisch in den nächsten Flieger geladen werden.

Diese einfache Schlussfolgerung bekommen Flughafengepäckleitsysteme aber noch nicht hin, zumindest nicht in Paris. Denn mein Gepäck kam nicht mit dem nächsten, übernächsten oder drittnächsten Flieger an diesem Tag, sondern erst am Folgetag.

Kein Problem, ich hatte bei einem Arbeitskollegen übernachtet und Zahnbürste, Zahnpaste und Kontaktlinsenpflege sind ja schnell gekauft. Ersatzunterwäsche hat man als Vielreisender eh immer im Rucksack. Lt. Aussage einer (zugegeben sehr hilfsbereiten und netten) Mitarbeiterin der Airline-Hotline bekomme ich diese Ausgaben evtl. sogar erstattet. Aber sie sagte mir (Gedächtniszitat):

Aber geben Sie für diese Besorgungen kein Geld aus, das Sie demnächst dringend benötigen. Wir haben derzeit sehr viele Beschwerden, deshalb dauert die Bearbeitung lange.

Aha, da hat die nette Dame mir wohl euphemistisch gesteckt, dass derzeit viel Gepäck verbummelt wird.

Am nächsten Morgen rief ich natürlich wieder bei der Hotline an und mir konnte die Flugnummer des Fluges, der meinen Koffer zurückbringt durchgesagt werden. Dieser Flieger landete um ca. 9 Uhr in München. Um 12 Uhr fragte ich die Hotline ob mein Koffer denn zurückgebracht wird und mir wurde mitgeteilt, der Kurierdienst würde sich bis 14 Uhr mit mir in Verbindung setzen.

Um 15 Uhr rief ich wieder bei AirFrance an und ein Mitarbeiter teilte mir mit, der Kurierdienst würde sich bis 14 Uhr mit mir in Verbindung setzen.

Um 16 Uhr rief ich wieder bei AirFrance an und ein Mitarbeiter teilte mir mit, der Kurierdienst würde sich bis 14 Uhr mit mir in Verbindung setzen.

Schließlich erreichte mich um knapp 17 Uhr ein Anruf mein Koffer würde mir zwischen 19 und 21 Uhr zugestellt. Um 19:45 konnte ich meinen Koffer in Empfang nehmen und wieder in meine Wohnung gelangen.

Mir ist klar, dass das Vergessen meines Schlüssels im Gepäck mein Fehler war und dass eine Zustellung innerhalb von 30h normalerweise schnell ist, aber der Fall ist meiner Meinung nach nicht normal. Üblicherweise gehen Gepäckstücke an großen Drehkreuzflughäfen beim Umsteigen verloren. Üblicherweise dauert es eine Weile festzustellen an welcher Station der Reise der Koffer verloren ging.

Aber all dies trifft hier nicht zu:

  • Es war ein Direktflug, kein Umladen nötig
    • Also musste der Koffer nicht gesucht werden, er blieb einfach in Paris stehen
  • Obwohl mein Koffer um ca. 13 Uhr in Paris stehen blieb, hat AirFrance es nicht geschafft, meinen Koffer vor dem nächsten Morgen in einen Flieger zu laden
  • Obwohl mein Koffer um kurz vor 9 Uhr in München ankam musste ich noch bis 19:45 Uhr warten, bis er zugestellt wurde

Alles in allem bin ich froh, dass mein Koffer letzten Endes ankam und ich wieder in meine Wohnung kann. Wenn es aber schon so lange dauert wenn ein Koffer auf einem Regionalflug einfach beim Einladen vergessen wird, dann möchte ich mir nicht vorstellen wie lange man auf einen Koffer warten muss, der auf einem Interkontinentalflug mit ein bis zwei Umstiegen verbummelt wird.

Eines weiß ich sicher, ich werde in Zukunft AirFrance meiden und im Zweifelsfall eher etwas mehr zahlen um ein geringeres Risiko des Gepäckverlustes einzugehen, immerhin gestand mir die Mitarbeiterin am Telefon, dass derzeit wohl viele Gepäckstücke vermisst werden. Dafür sprach auch, dass nach dem kleinen Regionalflug nach München neben mir noch ca. 6 andere Personen den 'lost and found' Schalter aufgesucht haben.

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